Vor einiger Zeit lernte ich im Hotel „Demeures d’Orient“ in Marrakech (darüber habe ich ja bereits gebloggt) den bekannten deutsch-sizilianischen Operntenor Roberto Saccà und seine Frau Katharina kennen. Es ergaben sich in den vier Tagen, die wir dort gemeinsam verbrachten, immer wieder spannende Gespräche – zuerst über Gott und die Welt, später über konkrete Fragen, beispielsweise über seine damals aktuelle Website.
To cut a long story short – Roberto beauftragte mich, für ihn einen neuen Internetauftritt (www.roberto-sacca.com) zu entwerfen, der ihm besser entspräche. So entstand unter Mithilfe meines Bruders, der die Seite programmierte, nach vielen Gesprächen mit meinem Auftraggeber eine neue Website, die uns allen, vor allem aber Roberto grosse Freude machte.
Roberto hatte während vielen Jahren seiner Tätigkeit als Opernsänger Fotografien gesammelt, die ihn während seiner Arbeit auf „Zelluloid“ bannten. Auf diese Weise entstanden unzählige eindrückliche Fotos mit überaus emotionalem Ausdruck. In vielen Fällen spielte das Licht eine Hauptrolle, indem es raumbildend das ganze Geschehen auf der Bühne in einen faszinierenden Zauber hüllte.
Wir entschlossen uns, für die verschiedenen Navigationspunkte als Hintergrund je ein Foto einer Operninszenierung zu verwenden. So waren wir viele Stunden damit beschäftigt, aus Hunderten von Fotografien jene sieben zu bestimmen, die uns bezüglich Ausdruck am geeignetsten erschienen. (Für die Besucher von Robertos Websiste: vor kurzem haben wir die Website aktualisiert und alle diese Hintergrundbilder durch neue Fotos mit dem Thema Paarbeziehungen ersetzt.)
Der Leser mag sich nun fragen, was dies mit Gärten oder Natur zu tun haben soll, da ich ja gewöhnlich über solche Themen schreibe.
Nun – zwischen Opernbühnen und Gärten lassen sich durchaus Parallelen finden: bei der Erschaffung künstlerisch bedeutsamer Gärten geht es ja oft auch um die Idee des „In-Szene-Setzens“, indem der Garten zur Bühne wird. In diesem Sinne gehören französische Gärten zu den Berühmtesten – man denke nur an die französischen Könige, die, umgeben von Prunk und Hofstaat, in ihren durchinszenierten Gärten lustwandelten.
Wenn es das Wetter zuliess, genoss die höfische Gesellschaft Inszenierungen von Theaterstücken und Opern. Gleichzeitig war aber das Erscheinen des Regenten schon Inszenierung in ihrer höchsten Form.
Wie auf der Bühne kann auch ein Ausschnitt eines Gartens als Vorder- und Hintergrund wahrgenommen und so zur Bühne werden. In dieser Hinsicht sind englische Gärten vielleicht noch raffinierter gestaltet, da sie – inspiriert von Landschaftsgemälden – das Konzept von Vorder-, Mittel- und Hintergrund eines Gartens noch stärker zum Ausdruck bringen.
Der grosse Reiz am oben erwähnten Auftrag für jene Webseite bestand für mich vor allem darin, dass ich in einem ganz anderen Bereich und Métier gewissermassen einen „Garten“ planen konnte. In grösseren Gärten und Parkanlagen wird der Besucher durch verschiedene Gartenräume geleitet. Genau so soll es auf einer Website der Fall sein. Jeder Navigationspunkt entspricht einem solchen Raum, der einem bestimmten Thema gewidmet ist und der Lust wecken soll, auch die anderen Räume zu erkunden.
Das zentrale Thema der Webseite ist nicht der griechischen oder römischen Sagenwelt entlehnt (man denke an Stourhead Garden in England mit dem zentralen Thema der Aenaeis von Vergil), sondern einem Künstler gewidmet, der während der letzten zwei Jahrzehnte seiner Karriere eine spannende Entwicklung durchlaufen hat und über Mozart und Richard Strauss nun bei Wagner angelangt ist. In der Rolle des Walther von Stolzing in der Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ und in derjenigen des Lohengrin in der gleichnamigen Oper erlebt er derzeit die Krönung seiner Karriere.
Um den Kreis zu schliessen – meine Freude war ausserordentlich gross, als er mich vor wenigen Monaten bat, auch die Neuplanung seines Gartens unter meine Obhut zu nehmen… Dies wird aber Thema einer anderen Geschichte sein.
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